space-speech-speed

1998

Eine seltsame Situation: Ein Projektor beleuchtet eine Spiegelkugel in einem abgedunkelten Raum. Die Discokugel reflektiert das Licht und projiziert in rhythmischer Abfolge ein Wort durch den Raum und an die Wände: fragen oder Fragen (als Verb oder Substantiv), versehen mit einem Ausrufe- oder Fragezeichen. Aber was ist hier eigentlich los? Ist das Eventkultur oder Kunstraum? Disco oder Kunstausstellung? Videothek für „Low Art“ oder Kino für „High Culture“? Mischa Kuballs Kunstwerke stellen Fragen um Fragen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, verweigern aber ebenso konsequent eine Antwort. Wer die Lichtinstallation betrachtet, wird ungewollt zum Leser einer Botschaft, die trotz ihrer scheinbar banalen Offensichtlichkeit seltsam verschlüsselt bleibt. Die Szene wechselt: Mischa Kuball bedient sich des gleichen formalen Prinzips, allerdings mit einer Reihe von beleuchteten Discokugeln, die das projizierte Licht kaleidoskopartig vervielfältigt im Ausstellungsraum reflektieren. Sie können statisch oder in Bewegung sein. Die projizierten Begriffe und Wörter bilden nun Fragmente von Phrasen und Sätzen, wie „speed-space-speech“ oder „material-immaterial“. Die ästhetische und konzeptionelle Grenze zwischen dem individuellen räumlichen Sehen und einem umfassenden visuellen Raum wird damit endgültig aufgelöst. Da die Bewegungen des Betrachters in Raum und Zeit zu einem kausalen Bestandteil der Rezeption werden, ist er zugleich passiver Leser und aktiver Besucher.

Werkangaben

3 Spiegelkugeln, 3 Projektoren, 2 Deckenmotoren, 3 Dias, raumabhängige Dimensionen. Eine unbewegte und zwei rotierende Spiegelkugeln projizierten die Worte „Raum, Sprache, Geschwindigkeit“ in den Keller einer alten Brauerei, die heute das Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna.